Reanimation in der Klinik: "Ich wusste sofort, was zu tun ist"
Bensberg. Es ist zwei Uhr morgens, Ambulanz-Krankenschwester Antonia Gavriilidou-Mitsakou hat Nachtdienst, als vor ihr plötzlich ein Patient zusammenbricht. Innerhalb von Sekunden wird ihr klar, der Mann muss reanimiert werden.
„Ich wusste sofort, was zu tun ist und worauf ich achten muss“, erzählt sie selbstbewusst. Doch dass die erfahrene Krankenschwester sich bei einer Wiederbelebung so sicher fühlt, ist nicht selbstverständlich. Lange ist es her, dass die 33-Jährige das letzte Mal für die Beatmung oder die Medikamentengabe bei einem solchen Notfall verantwortlich war. „Da fragt man sich schon mal, ob man das alles überhaupt noch richtig kann“, räumt Gavriilidou-Mitsakou ein. Aus diesem Grund habe sie schließlich ihre Stationsleitung um eine Schulung gebeten und sei so, mit den beiden Trainern für medizinische Notfallsituationen, Anästhesie-Facharzt Dr. Julian Koch und Fachgesundheits- und Krankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie, Lara Menschik zusammen gekommen.
Ansprechen, Schmerzreiz setzen, Atmung kontrollieren, Kopf überstrecken, Atemstrom hören –„Reanimation beginnen.“ Zügig und kontrolliert versorgt die Gruppe aus Ärztinnen und Pflegerinnen den Notfallpatient aus Raum 104, der aufgrund einer Lungenentzündung an einer Sauerstoffunterversorgung leidet. Der Patient, eine medizinische Übungspuppe. Die Situation, ein Training.
Seit 2018 bieten die Experten aus dem Vinzenz Pallotti Hospital regelmäßig eine Advanced Cardiac Life Support-Schulung (ACLS) an. Diese soll sowohl von den Fachabteilungen interprofessionell als auch von allen an einer Reanimation beteiligten Personen ergänzend zur Basisanimationsschulung absolviert werden, um in Notfallsituationen so routiniert wie möglich gemeinsam reagieren zu können. Im Marienkrankenhaus übernimmt Dr. Tim Eschbach aus der Zentralen Notaufnahme die Leitung dieser Schulung.
„Wenn ich am Ende des Arbeitstages im Auto sitze, fühlt es sich immer gut an, mein Wissen aufgefrischt zu haben“, erzählt Melanie Hetmank. Die Intensivpflegerin ist an diesem Mittwoch bereits zum 4. Mal dabei. Gemeinsam mit ihren Kolleg:innen lernt sie den richtigen Umgang mit Equipment, trainiert die Zusammenarbeit im Team und tauscht Erfahrungen aus. „Besonders wichtig ist uns, dass die Teilnehmer sicher mit dem vorhandenen Material umgehen können“, erklärt Menschik. Das Hauptaugenmerk liege laut Koch aber auf der Kommunikation untereinander: „Gerade beim Einsatz von Medikamenten ist eine Absprache unerlässlich. Wurde schon gespritzt oder noch nicht?“ Auch müssten Hierarchien überwunden werden, damit das Team reibungslos funktioniere. „Jeder sollte sich äußern können, wenn etwas nicht richtig läuft“, sagt Koch bestimmt. Mit der Arbeit seiner Schützlinge ist er heute sehr zufrieden: “Ihr habt gut miteinander geredet und die Notfallsituation zusammen gemeistert.“
Der Kurs ist in einige kurze Theorieteile und viele Praxisstunden aufgeteilt. Erlerntes wird umgehend erprobt. Die Experten unterstützen mit kleinen Handgriffen und zeigen, wie Vorgänge vereinfacht werden können. „Weniger hebeln, auf den Kehlkopf drücken, Herzdruckmassage für die Einführung des Tubus kurz unterbrechen“, heißt es da. Parallel wird der Umgang mit dem neuen Notfallrucksack geschult, der die alten Notfallkoffer auf den Stationen seit Anfang des Jahres ersetzt.
Doch wie oft kommt ein solcher Reanimationsalarm eigentlich im Alltag vor? „Mal mehrmals die Woche, mal monatelang gar nicht“, weiß der Anästhesie-Facharzt zu berichten. Umso wichtiger ist es, sich immer auf den aktuellsten Stand zu bringen. Die Mittel zum Kauf des Reanimationspuppe sowie des Zubehörs wurde vom Förderverein übernommen. Für Ambulanz-Krankenschwester Antonia Gavriilidou-Mitsakou ist klar, sie möchte den Kus all ihren Kolleginnen und Kollegen ans Herz legen: „Mein Patient hat den Vorfall ohne Schaden überstanden und sich anschließend bei mir bedankt. Das war sehr emotional für mich.