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14.06.2023 #News

Wirbelsäulenchirurgie am Marien-Krankenhaus (MKH) erweitert Spektrum

Bergisch Gladbach. Der Kopf sitzt über den Schultern, die Schultern über dem Becken - so sieht eine gesunde Körperhaltung aus. Nicht so bei der 13-Jährigen Matilda Dehmel, der sogar Alltagsbewegungen wie stehen, gehen, sitzen oder liegen starke Rückenschmerzen bereiten. „Mir selber ist nie aufgefallen, dass ich seltsam gehe oder stehe“, erzählt sie. Ihr Vater habe ihre Art zu gehen immer als Storchengang bezeichnet. Erst als sich das Mädchen im Sommer letzten Jahres beim Sport nicht mehr dehnen kann, wird der Familie klar, das ist keine Kleinigkeit.

Matildas Kinderarzt vermutet eine Bänderverkürzung, ein anderer Arzt Skoliose, woraufhin er der Schülerin Physiotherapie verschreibt. Ein Anruf beim Deutschen Skoliose Netzwerk führt Vater und Tochter schließlich zu Dr. Ertugrul Tüylü, Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie der GFO Kliniken Rhein-Berg. „Bei Matilda hat eine Laune der Natur zu einem Wirbelgleiten und somit zu einer Instabilität der Wirbelsäule geführt“, erklärt dieser. Ein Zustand, der dringend operativ behandelt werden muss.

Den komplexen Eingriff führen Dr. Tüylü und sein Team vom MKH im Januar erstmals computernavigiert durch. Dafür speisen sie Datensätze aus der Magnetresonanztomographie und der Computertomographie in einen Rechner ein. Ähnlich wie bei einem Auto-Navigationssystem erhält Matilda anschließend über eine Klemme mehrere Sender mit Satellitenpunkten an der Wirbelsäule, damit der Computer sie im Raum erkennen kann. Es folgt ein Scan mit einem 3D-Bildwandler, der ihre Wirbelsäule rekonstruiert und innerhalb von 45 Sekunden auf einen Bildschirm überträgt.

„Bei einer navigierten Operation scannen wir außerdem die benötigten Instrumente, was uns erlaubt, in Echtzeit zu erkennen in welchen Körperregionen wir uns gerade befinden“, so Tüylü. Pedikelschrauben können fortan mit einer Genauigkeit von Zehntelmillimetern gesetzt werden. Eine enorme Bereicherung, denn die “sichere Zone“ zur Platzierung von Implantaten ist teilweise gerade einmal drei bis vier Millimeter breit. Ein weiterer Vorteil des präzisen Instrumententrackings: Patienten und OP-Team sind während eines Eingriffs weniger Strahlenbelastung ausgesetzt, da durch die 3D-Navigation keine weiteren Röntgenaufnahmen zur Überprüfung erforderlich sind.

Bei Patientin Barbara Jonischkeit kommt das neuartige Gerät im Februar aufgrund einer starken Skoliose, eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule mit einer Seitverbiegung und Verdrehung, zum Einsatz. „Über die Jahre hinweg hatte sich ihre Wirbelsäule schief versteift, was zum einen zu einer Quetschung von Nerven geführt hat, zum anderen ist die Patientin zunehmend aus dem Lot geraten“, erklärt der Wirbelsäulen-Spezialist.

„Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehrere Physiotherapien und eine Reha hinter mir. Wegen der starken Schmerzen nahm ich regelmäßig Opiate ein.“ Der 56-Jährigen gelingt es nicht mehr geradezustehen, ihr Körper ist permanent vorn über gebeugt, was eine Übersäuerung der Muskeln zur Folge hat. „Das fühlt sich ähnlich an wie ein Muskelkater im Rücken“, erklärt Tüylü. Mit der navigierten Operation habe man nun erfolgreich Schrauben, Stäbe und Platzhalter eingesetzt, das Becken stabilisiert und das Lot begradigt.

Mitte letzten Monats kann die Angestellte eines Softwareunternehmens ihr Stützkorsett zum ersten Mal abnehmen und endlich wieder Fahrrad fahren. Und auch Matilda kann sich bald wieder ihren Hobbies widmen: „Ich bin vielleicht etwas aus der Übung, freue mich aber schon darauf wieder zum Cheerleading, Tanzen und Turnen zu gehen.“ Schmerzen hat der Teenager schon lange nicht mehr. Ihr Korsett muss sie zur Sicherheit aber dennoch in einigen Situationen tragen. „Das Einzige was ihr wehtut, ist das Abziehen vom Pflaster“, lacht Georg Dehmel. „Anders als bei konventionellen chirurgischen Techniken konnten wir Dank der Navigationstechnologie minimal-invasiv eingreifen. Zurück bleibt lediglich eine kleine Wunde“, so Dr. Tüylü.

Heute nutzt die Wirbelsäulenchirurgie im MKH die Spinale Navigation bei allen Stabilisierungen. „Damit haben wir einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Das computergestützte Verfahren zeigt eindrucksvoll, wie moderne OP-Verfahren unseren Patienten direkt zugutekommen kann.“ Dennoch wird das nicht-operative Behandlungsspektrum stets ausgereizt, erst danach erfolgt eine Operation. „Wenn ich einmal operiere, dann soll das auch möglichst die letzte Wirbelsäueln-OP im Leben meiner Patienten sein“, erklärt Tüylü nachdrücklich.

Foto: Dr. Ertugrul Tüylü (re.) und Fachkrankenpfleger Michael Block beim Pressetermin im OP.

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