Christian Berger, MdL besucht Pflegeschule
Bensberg. „Klatschen am Balkon hat vom eigentlichen Thema abgelenkt. Das Problem ist viel tiefgründiger.“ Das sagt Christian Berger, MdL (CDU) beim Besuch der Pflegeschule Bergisches Land Bensberg Anfang März den Auszubildenden des Oberkurses. Und wie komplex das Thema Pflege ist, zeigte sich schnell im Dialog mit den Azubi, die kurz vor ihrem Examen stehen: Generalistische Ausbildung, Fachkräftemangel, Digitalisierung – kein Thema wurde ausgespart.
Gemeinsam wurde überlegt, was die Politik konkret tut und tun kann, um den Pflegeberuf endlich wieder attraktiver zu machen. Die Forderungen der jungen Menschen machten Berger nachdenklich. Verbeamtung aller Pflegenden, Renteneintrittsalter herabsetzen, schnelle Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Öffnungszeiten der Kitas ab 6 Uhr morgens, alle Pflegenden privat versichern. Und das waren nur einige der Vorschläge. „Mir gefallen Ihre Ideen“, so der 44-Jährige anerkennend.
Als Politiker, der mehr als 20 Jahre in der Wirtschaft gearbeitet hat, sieht Christian Berger sich im Haushalts- und Finanzausschuss verortet. „Ich will etwas bewegen, das ist dort am besten möglich. Hier kann ich meine Fachexpertise einbringen.“ Doch das allein reicht Berger, der als direkter Vertreter seiner Partei seit neun Monaten für den Oberbergischen Kreis (Nordkreis) im Landtag sitzt, nicht aus. „Ich will in Düsseldorf nicht in der Komfortzone verharren. Mein zweites Steckenpferd ist der Bereich Gesundheit.“ Berger wird im Sommer ein Praktikum im Krankenhaus machen. Das Gespräch heute an der Basis wird ihm dabei sicherlich helfen. Denn gut vorbereitet sind sie, die etwa 50 Auszubildenden der Pflege, die 90 Minuten engagiert mit dem Abgeordneten diskutieren. So berichtet Jacqueline Klein selbstbewusst aus ihrem Alltag: „Ohne uns überleben die Patienten nicht.“ Man merkt der jungen Frau deutlich an, dass sie für ihren Job brennt.
Der Diözesan-Caritasverband Köln möchte die Situation der Pflegeausbildung mehr ins Bewusstsein der Politik bringen und hat 2023 insgesamt sechs Landtagsabgeordnete der Regierungsparteien in verschiedene Pflegeschulen eingeladen. „Die Politiker sollen aus erster Hand erfahren wie die Situation vor Ort ist“, sagt Anna Schönhütte von der Caritas. Und dazu gehöre auch, dass die Auszubildenden berichten, warum sie trotz aller Probleme unbedingt in der Pflege arbeiten möchten.
„Ich könnte heulen vor Glück, wenn ich diesen einen kleinen Augenblick der Dankbarkeit spüre. Das ist es“, sagt Jacqueline Klein. Ihr Mitschüler Armagan Celik ergänzt: „Das Schönste ist, wenn man als Team einen Menschen wieder gesund macht und ihn so entlassen kann, dass alles für ihn gut geregelt ist.“ Beide wissen ganz genau, weshalb sie unbedingt in diesem Beruf arbeiten möchten. Es sind die vielen „zwischenmenschlichen Dinge“, die täglich passieren. „Und die Teilerfolge bei der Genesung des Patienten“, das motiviere sie.
„Dieser Oberkurs ist der erste Jahrgang, der die generalistische Ausbildung bei uns absolviert“, sagt Schulleiter Bernd Schramm. Und das sei mit einigen Herausforderungen verbunden. Er schätzt, dass es noch fünf bis zehn Jahre dauern wird, bis sich auch die Praxis an die komplexen Umstellungen anpassen konnte. „Unsere Auszubildenden sind weniger als ein Drittel ihrer Ausbildung wirklich beim Träger.“ Ansonsten würden sie zwischen den einzelnen Fachgebieten und Standorten hin und her rotieren und seien überall nur kurz vor Ort.
„Der Pflegeberuf hat ein Imageproblem“, ist sich Christian Berger ganz sicher. Das gelte nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch für die erfahrenen Kolleg:innen in den Einrichtungen. „Ich möchte den Pflegenden den bestmöglichen Rückhalt geben, muss aber auch darauf achten, dass sich die Bedürfnisse vieler Gruppen in der Gesellschaft die Waage halten.“ So habe man in NRW eine Pflegekammer eingerichtet, die sich um die Belange der vielen Pflegenden kümmert.
Am Ende eines lebhaften Austauschs bedankt sich Berger bei den Auszubildenden für die vielen Eindrücke und die offenen Worte. „Sie sind eine gute Schnittstelle, sie wissen Bescheid und sagen ihre Meinung. Und das ist gut so. Haltet durch!“
Foto, v.l.: Dr. Jörg Kösters (Geschäftsführer GFO), Sandra Barion (Stellv. Schulleiterin), Christian Berger (MdL), Bernd Schramm (Schulleiter), Anna Schönhütte (Caritas)