Blick in den OP
Ein Tumor an der Wirbelsäule wird entfernt
Konzentriert stehen sie sich am Morgen im Operationssaal 4 der GFO Kliniken Rhein-Berg gegenüber. Dr. Resul Bulmus, leitender Oberarzt der Wirbelsäulenchirurgie und Oberarzt Till Otto werden gleich einen Tumor am Rückenmark einer Patientin entfernen.
Doch bevor es für die beiden erfahrenen Operateure losgeht, muss die 85-Jährige auf dem Bauch gelagert und ihr Kopf fixiert werden. Behutsam legt das Team dafür eine sogenannte Mayfield-Klemme an, die verhindert, dass kleinste Bewegungen die Operation behindern. „Zusätzlich lassen wir den Eingriff von einer elektrophysiologischen Untersuchung begleiten“, erklärt Bulmus, der die spinale Tumorchirurgie leitet. Diese kontrolliere kontinuierlich mögliche Funktionsstörungen des Nervensystems. So müsse man unbedingt Defizite oder Ausfälle, wie etwa Sensibilitätsstörungen vermeiden. Im Fachjargon nennt man dies intraoperatives Neuro-Monitoring. „Ich messe gerade noch einmal die motorischen Bahnen. Alles unverändert“, so die Medizinische Technische Angestellte.
Bei dieser OP handelt es sich um eine mikrochirurgische, das bedeutet, dass die Fachärzte minimal-invasiv vorgehen um die feinsten Gewebsstrukturen zu schonen und einen maximalen OP-Erfolg zu erzielen. Damit dies gelingt, wird im Bereich der Brustwirbelsäule immer wieder der sogenannte C-Bogen eingesetzt. Dieses Röntgenverfahren sorgt unter der OP dafür, dass die Ärzte genaue Markierungen im Operationsgebiet setzen können, um ihre Geräte zielgenau zu positionieren.
Gemeinsam blicken die Ärzte immer wieder durch ein OP-Mikroskop, ihre Handgriffe sind routiniert, die Kommunikation ist auf das Wesentliche beschränkt. „Der Auswuchs füllt 75 Prozent des Spinalkanals und drückt damit das Rückenmark unnatürlich zur Seite“, erläutert Otto mit Blick auf die MRT-Aufnahmen. Im Spinalkanal verlaufen Nerven, die unter anderem für die motorischen Signale zur Steuerung der Muskelaktivität zuständig sind. Durch seine enorme Größe hat der Tumor bei der Betroffenen bereits eine Querschnittslähmung verursacht. „Mit der Entfernung erwarten wir eine Besserung, die im besten Fall dafür sorgt, dass die Patientin mit Unterstützung wieder stehen und gehen kann“, so Bulmus zuversichtlich.
Zwar gehen die Experten zu 90 Prozent von einem gutartigen Tumor aus, verpacken ihn nach erfolgreicher Entfernung jedoch trotzdem für die feingewebliche Untersuchung in der Pathologie. „Den Befund erhalten wir in ein paar Tagen“, weiß Bulmus zu berichten. Sein Fazit jedenfalls fällt positiv aus: „Es hat alles reibungslos funktioniert. Wir konnten den Tumor komplett entfernen.“