Behandlung im zertifizierten Zentrum steigert Überlebenschance
Urologen klären auf über Prostatakrebs
Bergisch Gladbach. Seit elf Jahren leitet Jürgen Klein die Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Bergisch Gladbach. Nun wird er den Vorsitz an Winfried Geulen übergeben. Im Rahmen eines Patientenseminars bedankte sich der Chefarzt der Urologie, Dr. Stefan Machtens bei Jürgen Klein für seine engagierte und wertvolle Arbeit. In seiner Amtszeit haben mehr als 200 Männer den Rat der Gruppe gesucht. „Wir haben stets ein offenes Verhältnis zueinander, wollen uns Mut machen und voneinander lernen mit dem Krebs zu leben“, so der 81-Jährige letzten Freitag im großen Seminarraum der Klinik. Und weiter: „Die Forschung geht rasant schnell voran, es gibt immer wieder neue Therapien. Es lohnt sich wirklich stets gut informiert zu sein.“
Das zeige auch die Halbwertzeit des Wissens über den Prostatakrebs, betont Machtens. „Die Hälfte der Informationen, die wir ihnen heute geben, sind nach 72 Tagen schon wieder veraltet.“ Grund genug für die Experten der GFO Kliniken Rhein-Berg, die betroffenen Männer und ihre Angehörigen stets auf dem Laufenden zu halten.
Bei ihren Empfehlungen orientieren sich die Ärztinnen und Ärzte an den wissenschaftlichen Leitlinien der Fachgesellschaft. „Diese sind für mich zwar kein Dogma, aber ich brauche eine gute Begründung, wenn ich davon abweiche“, sagt Dr. Nicola Winter, Oberärztin der Urologie. Die Koordinatorin des Prostatakrebs-Zentrums ist überzeugt davon, dass eine Behandlung ihrer Patienten nur erfolgreich sein kann, wenn alle beteiligten Mediziner, Therapeuten und Berater eng zusammenarbeiten. Und das sei im zertifizierten Zentrum mit kurzen Kommunikationswegen, regelmäßigen Besprechungen und mit guten und erfahrenen Behandlern und Operateuren gewährleistet. Nicola Winter bringt es auf den Punkt: „Ihre Überlebenschance ist im Zentrum höher.“
Den Medizinern aus den Fachabteilungen Urologie, Radiologie, Onkologie, Pathologie und Strahlentherapie steht ein breites Spektrum an Behandlungen zur Verfügung: Bestrahlung von innen oder außen, Hormontherapie, Brachytherapie, Chemotherapie oder eine Operation mit der vollständigen Entfernung der Prostata. Für Patienten, die zum niedrigen Risikotyp gehören, kann es auch ausreichend sein zunächst abzuwarten, zu beobachten und den Tumor aktiv zu überwachen. Facharzt Dirko Hercher vom Urologischen Zentrum Refrath betont, dass diese Männer „systematisch und regelmäßig mit modernster Diagnostik untersucht und der Verlauf überwacht werden muss.“
Die höchste Treffsicherheit, also die Wahrscheinlichkeit ein Karzinom zu erkennen, liegt immer dann vor, wenn die Methoden Abtasten, Ultraschall, Kernspintomographie und PSA-Wertbestimmung miteinander kombiniert werden. Bildgebende Verfahren sind allerdings für die Früherkennung als vorrangige Untersuchung nicht geeignet. „Für Männer ab 45 Jahren empfehlen wir eine erstmalige Kontrolle beim niedergelassenen Urologen“, so Chefurologe Dr. Stefan Machtens. Die Intervalle der weiteren Untersuchungen orientieren sich an diesen ersten Ergebnissen.
ZDF: Zahlen, Daten, Fakten zum Prostatakrebs und zum Zentrum
Ist das am häufigsten diagnostizierte Tumorerkrankung des Mannes in der westlichen Welt, die Diagnose wird meist in frühen Stadien gestellt. Die Ursache ist weiterhin ungeklärt, diskutiert werden: Vererbung (10 Prozent der Fälle), hochkalorische Ernährung, Virusinfektionen, Nikotin, sexuelle Freizügigkeit.
In der Urologie der GFO Kliniken Rhein-Berg arbeiten 16 Ärztinnen und Ärzte. Es wird das gesamte Spektrum der operativen und konservativen Urologie angeboten. Der Schwerpunkt liegt auf der Tumorchirurgie. Im Jahr 2022 wurden mehr als 280 Männer mit Prostatakrebs erstmalig in der Klinik behandelt. Die Abteilung verfügt über eine uroonkologische Tagesklinik für ambulante Chemotherapien. Sie ist das größte Zentrum für Seed-Brachytherapien in NRW und das größte Studienzentrum im GFO-Verbund. Seit 2022 ist das Zentrum nach OnkoZert zertifiziert.
Die Patienten werden ganzheitlich betreut, zu den „Supportiv-Partnern“ zählen die Teams der Physiotherapie, Psychoonkologie, Sozialdienst, Stoma-/Inkontinenzpflege, Seelsorge, Ernährungstherapie und der Onkologischen Fachpflege.
Die Selbsthilfegruppe Bergisch Gladbach hat sich 2006 gegründet, sie trifft sich jeden zweiten Montag im Monat um 18 Uhr im kleinen Seminarraum des Marien-Krankenhauses Bergisch Gladbach. Die Teilnahme ist kostenlos. Die neue deutsche S3-Leitlinie zum Prostatakrebs wird Ende Dezember beraten und erscheint 2024.