Balance zwischen Beruf und Alltag finden
„Ich wollte eine Balance zu meinem Berufsalltag finden, mich mal mit ganz neuen Dingen beschäftigen und dazulernen“ - Anette Engels surft damals auf Gofi, dem GFO-weiten Intranet, als sie auf die hausinterne Stellenausschreibung stößt: Begleiter:innen in der Seelsorge gesucht. Engels ist Medizinische Fachangestellte und arbeitet schon seit über 35 Jahren in ihrem Beruf. Seit nunmehr fünf Jahren ist sie Sekretärin im Kreißsaal. „Da ist man wirklich sehr im Stress“. Heute unterstützt sie das Team der Krankenhaus-Seelsorge für sechs Stunden in der Woche. Jeden Donnerstag besucht Anette Engels Patienten auf den ihr zugeteilten Stationen, begleitet, spendet Trost oder führt kleine Rituale ein.
Regelmäßige intensive Fortbildungen sorgen für eine qualifizierte Ausbildung. Insgesamt 120 Stunden, aufgeteilt in vier Lernmodule, müssen die 14 Teilnehmer:innen des Kooperationsprojekts des Erzbistums Köln und des Diözesancaritasverbands absolvieren. „Da es um wirklich tiefgründige Themen geht, kennen wir uns dort mittlerweile alle sehr gut“, erklärt sie. Da sei es egal ob Intensivpfleger, Telefonistin oder Physiotherapeut, „es fließen auch mal ein paar Tränchen.“ In ihrer Fortbildung haben die drei neuen Begleiter:innen der Seelsorge bereits an zwei Modulen erfolgreich teilgenommen, noch im Januar ging es dann zum dritten Lehrgang zum Thema Kommunikation in der Seelsorge, nach Wuppertal.
Pflegefachkraft und Ordensschwester Rincy lernt Engels am ersten Fortbildungstag kennen. Die beiden VPH‘lerinnen verstehen sich auf Anhieb. „Ich arbeite auf der Palliativstation in der Pflege“, erzählt sie. Die Tätigkeit in der Seelsorge habe sich bei ihr jedoch zunächst nicht so einfach mit ihrem eigentlichen Job vereinbaren lassen: „Es war schwierig mich aus den Dienstplänen rauszunehmen“, räumt die Ordensschwester ein. Nach ein paar Gesprächen habe es dann aber doch geklappt, sodass auch sie sechs Stunden ihrer Wochenarbeitszeit der Seelsorge widmen kann. Ihr sei bereits in früheren ehrenamtlichen Positionen bewusst geworden, wie wichtig es ist, Menschen zuzuhören. Auch belastende Gespräche gehören zum Alltag.
Mit kritischen Situationen kennt auch Marita Pütz sich aus. So hat sie in bereits in ihrem Studium Gesprächsführung gelernt und wendet diese auch in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Kirchengemeinde Str. Remigius Leverkusen an. „Die Gespräche in der Seelsorge haben eine existenzielle Tiefe.“ Pütz arbeitet zwar als Sozialarbeiterin im MKH, betreut die Menschen von nun an auch seelsorgerisch im Reha-Zentrum Reuterstraße. Wichtig sei es, sich ab und an zurückzuziehen und einmal tief durchzuatmen, erklärt Engels. „Uns wurde von Anfang an erklärt, wie wir unsere beiden Jobs strikt voneinander trennen.“ Statt im Kasak, arbeiten die Begleiterinnen in „zivil“ und sind gut an den Namensschildern der Seelsorge zu erkennen.
„Ich habe meine Entscheidung bisher keinen Tag bereut, mir macht das Ganze unheimlich viel Spaß“, äußert sich Engels abschließend begeistert.
Foto: Sr. Rincy, Anette Engels.
Nicht auf dem Foto, aber sonst immer mit dabei: Marita Pütz